Kritische Anmerkungen zur Kritik vom 9.10.18
Eine Kritik zu schreiben ist sicherlich oft sehr schwer. Ich stelle mir unter einer Kritik die möglichst objektive Meinung eines Einzelnen vor, um dem Leser ein weitgehend umfassendes Meinungsbild zu einem Ereignis (oder Produkt) zu liefern. Bei einer Theaterkritik soll dies auch als Entscheidungshilfe dienen, ob man diese Veranstaltung besuchen sollte oder ob man darauf verzichten kann.
Dies setzt natürlich voraus, dass man dem Urteil des Kritikers (und der veröffentlichenden Zeitung) vertraut.
Eine Kritik zu verfassen wird noch schwerer, wenn der Schreiber befangen ist und während ich das schreibe, bemerke ich, dass ich selbst aufpassen muss keinen einseitigen Kommentar zur Kritik zu verfassen.
In meiner Laufbahn als Schauspieler und Theaterleiter habe ich viele Inszenierungen gesehen und die dazugehörigen Kritiken gelesen. Man erkennt immer sehr schnell, ob es eine grundsätzlich positive Kritik ist, in der aber auch einige negative Punkte aufgeführt sind oder umgekehrt eine grundsätzlich negative Kritik mit der Aufzählung einiger positiver Aspekte.
Wir vom Theaterstadel sehen uns seit Jahren sehr oft mit der letzteren Art der Kritik durch das Freisinger Tagblatt konfrontiert, besonders im Vergleich zur Berichterstattung bei anderen Bühnen. Glücklicherweise ist dies nur mit dem FT der Fall, denn sonst hätte ich als Theaterleiter irgendwann ein Motivationsproblem. Andere Blätter und die Resonanz des Publikums motivieren uns weiter zu machen. Trotzdem beachten wir jeden noch so kritischen Beitrag und versuchen natürlich unsere Leistung zu verbessern.
Wird in einer Theaterkritik dagegen nur positiv oder – wie im aktuellen Fall der Kritik zu “Jetzt g’hörst der Katz’, Ferdl” – nur negativ berichtet, sollte man als Kritiker möglichst alle Aspekte der Inszenierung gründlich betrachten und korrekt recherchieren, ansonsten gibt die Kritik falsche Entscheidungshilfen.
Ich möchte hier nun einige Punkte aufzählen, die mir an der Kritik von Dr. Beschorner vom 9.10.18 sauer aufgestoßen sind. Man kann natürlich sagen: “Ach was soll das, es handelt sich doch nur um Kleinigkeiten, was regt sich der Theaterleiter denn so künstlich auf?”. Aber gerade die Art was man wie schreibt, stellt eine Möglichkeit dar, Leute subtil zu beeinflussen ohne echte Angriffsfläche der Gegendarstellung zu bieten. Einem Doktor der Philologie, also der wissenschaftlichen Betrachtungen einer Sprache (z. B. in der Literatur), unterstelle ich, dass er sich dessen durchaus bewusst ist.
“Der Saal des Grünen Hofs war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, …”
Diese Aussage ist falsch, nach Rücksprache mit der Kasse wurde mir bestätigt, dass alle Plätze besetzt waren (inkl. der von Dr. Beschorner). Mit einer kurzen Rückfrage an der Kasse oder beim Regisseur hätte Dr. Beschorner das korrekt darstellen können.
Für den dritten Akt mag das vielleicht stimmen, denn ab da war Dr. Beschorners Platz leer, aber er war der einzige. (Vermutlich ein weiterer geschäftlicher Termin an dem Abend.)
“… ganz viele Gäste befreundeter Theatergruppen und anderer Vereine wollten sehen …”
Es waren Gäste einer befreundeten Theatergruppe und zwei weiterer Vereine anwesend, in etwa 20 Personen von 120. Eine typische Quote bei Premieren (auch bei anderen Bühnen, u. a. auch durch Gegenbesuche unsererseits); alle Bühnen würden sich mehr wünschen.
Als Nebensatz zu oben genanntem Satz wird jedoch suggeriert, dass wir nur dadurch eine besondere Akzeptanz des Stückes beim Publikum erreicht hätten.
“Dass das Stück erst im zweiten Akt etwas an Fahrt aufnahm, wird auch dem Autor Jürgen Schuster nicht entgangen sein.”
Klingt nach einer Kritik der Inszenierung, aber halt:
“Kein Wunder ist das Lustspiel doch bis zum ersten Vorhang nur dazu da, die Personen Sprüche absondern und wenigstens schon einmal auftreten zu lassen.”
doch eine Kritik an den Autor? Warum also der erste Satz?
Tatsache ist, dass die Inszenierung des ersten Aktes sehr vorlagentreu vonstattenging. Auch hier hätte eine einfache Frage an die Regie Klarheit verschafft.
(Ich persönlich kann dem Autor keinen Vorwurf machen. Es handelt sich um einen typischen ersten Akt zur Einführung der Ausgangssituation, Konflikte, Charaktere etc.)
Das sind nur drei Beispiele aus dem letzten Absatz der Kritik.
Uns ist schon seit längerem bewusst, dass Dr. Beschorner sich nur schwer mit weiß-blau-bayerischen Komödien-Dreiaktern anfreunden kann (insbesondere in Freising, oder besser gesagt in Freising-Lerchenfeld), aber diesmal wurden positive Aspekte wissentlich ignoriert, wie z. B. dass viele Szenen (schon zu Beginn der Aufführung) mit Applaus gewürdigt wurden oder wie die Publikumsresonanz am Ende der Aufführung war oder auch die schauspielerische Leistung der Gruppe. Was man in früheren Kritiken doch immer finden konnte.
Bleibt die Frage, was Dr. Beschorner mit so einer einseitigen Kritik bewirken will. Jede mögliche Antwort von einem Befangenen wie mir, dem Theaterleiter, wäre in diesen Anmerkungen zur Kritik höchst spekulativ und hat hier nichts zu suchen.
Eine objektive Kritik zur Entscheidungsfindung ist sein Artikel meiner Meinung in keinem Fall.
Wir sehen unseren Auftrag im Theater Emotionen beim Publikum zu wecken, vorzugsweise die der Freude durch Lachen und Applaus untermalt, scheuen uns aber auch nicht traurige oder kontroverse Szenen darzustellen. Also kurzweilige Unterhaltung, die vielleicht auch dazu dient an einem Abend etwas anderes als den Alltagstrott zu erleben oder einfach nur einmal abschalten zu können.
Im günstigsten Fall regt die Geschichte auch noch zum Nachdenken an.
In diesem Sinne, meine Bitte:
Hinterfragen Sie, liebes Publikum, in Zukunft weiter kritisch Meinungen eines Einzelnen und bilden Sie sich am besten selbst ein Urteil über unsere Aufführungen.
Mir persönlich ist das – anfangs erwähnte Vertrauen – in die objektive kulturelle Berichterstattung durch das Freisinger Tagblatt jedenfalls verloren gegangen. Nichtsdestotrotz wird sich der Theaterstadel weiterhin jeder Kritik stellen und diese auch annehmen.
Ihr/Euer Theaterleiter des Vereins “Frohsinn”
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